Laudatio zum Sonderpreis des Verlegers der Nürnberger Nachrichten:

Zart und kraftvoll, wild und harmonisch zugleich ist Regine von Chossys Bild mit dem rätselhaften Titel „Jorgler“. Ein Energiefeld mit wirbelnden Farbstrudeln, die uns – so scheint es – in mythische Ur-Gründe und lichtdurchflutete Sphären katapultieren. Die Farbe vibriert, die Pinselstriche scheinen in rhythmisch tanzenden Bewegungen aufgebracht zu sein. Dabei ist die Nähe zur Musik, die man hier so deutlich spürt, auch in der Biografie der Künstlerin abzulesen: Seit langem tritt die 1952 in Wunsiedel geborene, heute in München lebende Malerin, Plastikerin und Zeichnerin auch als Sängerin zu improvisierter, experimenteller Musik auf. „Good vibrations“ – in der bildenden Kunst und der Musik. Hier ist ein künstlerisches Multitalent am Werk.

Und noch etwas kommt nicht von ungefähr auf diesem aus reinen Pigmenten und Acrylfarbe in vielen lasierenden Schichten aufgetragenen Energiefeld mit seinem geheimnisvollen Leuchten:

Die weißen Wirbel, die an widerspenstige Haarlocken erinnern. Ein Stoff, der die Künstlerin schon lange fasziniert, so sehr, dass sie ein Haarmuseum gegründet hat in dem sie Schnurrbärte, Zöpfe, einzelne Haare oder ganze Büschel ihrer teilweise prominenten Spender sammelt.

Regine von Chossys Credo lautet. „Die Energie ist der Ursprung allen Geschehens. Vergeude keine Energie, verwerte sie!“ Sie selbst befolgt das in ihrer faszinierenden, vitalen, spannungsreichen, auf das Wesentliche reduzierten Kunst. Und beim Betrachter können die von ihr entfachten Energiestürme, die über den begrenzten Bildrand hinaus zu wirbeln scheinen, als echter Kraftbeschleuniger wirken.

23.7.2014